OX #169
164 DIN-A-4-Seiten; € 6,90.-
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Nach dem Einblick in Gerüchte- und echte Küchen, Allerlei zu Punk, Cover, Punk Art und Pro und Contra-Debatten, geht es über in offengelegte Gedankenwelten der Kolumnist*innen,
die mal wieder von lustig (Alex Gräbeldingers ‚Schrottplatz der Befindlichkeiten‘) bis who cares (‚Spieltag‘ von Sebastian Wahle) schwanken.
Währenddessen hat Tom van Laak nur für einen kurzen Moment den Finger des Arztes in seiner Schokoladenfabrik stecken, um nach über 7 Stunden Krankenhausaufenthalt froh ist, von seinem Pfleger in Richtung MRT geschoben zu werden. Auch KVELERTAK haben ein Herz für Außenseiter*innen, galten als die nächsten TURBONEGRO, und während Vidar nur mit Musik machen beschäftigt ist, bleibt für Ivar auch mal Zeit zum Fliegenfischen. Norbert Johannknecht unterhielt sich mit DEVO-Gründungsmitglied Gerald Casale über Momentaufnahmen in der Bandgeschichte mit der Erkenntis, dass „wir die Hausband auf der TITANIC sind“. Nikel Pallat hat sein Beil verloren, hat dafür mit EFA und INDIGO einen bundesweiten Vertrieb auf die Beine gestellt, damit auch ‚kleine‘ Bands ihre Platten in die Läden bringen konnten. Lurker Grand kategorisiert und strukturiert im Gespräch mit Stephan Ramming deren DER BÖSE BUB EUGEN-Bandgeschichte in Teil 1 vollgespickt ist mit Anekdoten und erstaunlich detaillierten Erinnerungen an Milch und Butterbrot oder daran, dass DIE ÄRZTE schon sehr früh ein Rockstar-Leben anstrebten. Das will Babette (and her clone/& die Schmetterlinge) auch, aber auf eine sympathische Art und Weise und macht sich die pinke Punkwelt, wie sie ihr gefällt. Triebi Instabil taucht mit Sir Hannes Schmidt in die Grundschulzeit und THE IDIOTS-Vergangenheit, der für immer einer von drei IDIOTS der 80er Jahre bleibt.
Gesamteindruck:
So oft wie niemals zuvor gibt es im aktuellen OX zeithistorische Einblicke und biografische Aufarbeitungen mit zum Teil abgeschlossenen und immer noch oder wieder belebten und aktiven Projekten mit bewegten und spannenden Lebenswegen, an denen die Leser*innen teilnehmen. In der Zeitgeschichte hat Punk eine bedeutende Rolle gespielt, da er eine neue Form des Ausdrucks und der Protestkultur darstellte. Er hat dazu beigetragen, das politische Bewusstsein und die gesellschaftliche Debatte zu beeinflussen. Das alles geht bis auf DEVO in den Erzählungen verloren und wird zum größten Teil romantisiert. Das ist schade, wenn der rebellische und der konfliktgeladene Akt abhanden kommt, was an der individuellen Erzählperspektive liegt, wo Dinge von früher aus der Sicht von heute eher nüchtern-sachlich resümiert werden.