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TRUST #221

TRUST #221
TRUST #221

TRUST #221
68 DIN-A-4 Seiten; €4,00.-
Trust Verlag, Dolf Hermannstädter, Hamburger Str. 243, 28205 Bremen
https://trust-zine.de/
    Dolf erinnert daran, dass das TRUST das dienstälteste, regelmäßig publizierte Punk-/HC-Fanzine der Welt ist und weiß, dass diese Erkenntnis nichts wert ist, wüsste aber – wenn er in einer Punkband aktiv wäre, um so manche Themen, über die es zu singen lohnen würde.
Jan Röhlk ist ein Nerd, auch wenn er gegenteiliges behauptet, in Kombination mit akribischer, beinahe krankhafter Suche nach Herkunftsforschung, bezogen auf Songtitel und outet sich als Fan und Stalker.

Mika erinnert sich an Nachbar Ernst, dem LKW-fahrer und entromantisiert den Trucker-Beruf.
Jan Röhlk im zweiten Teil im Gespräch mit Thomas Paradise über die gemeinsame Vorliebe zu L.A.-Punk. Beide tauchen ein in die Oral-History, switchen zu spannungs- und konfliktgeladenen ‚Grabenkämpfen’ in den 80er und 90er Jahren, zu denen Jan die längste Frage formuliert, die ich je in einem Interview lesen durfte.
Die Bremer JUDAS HENGST stellen sich artig vor, lassen wissen, was sie hören und wie es sich anfühlt, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. DAVEY BURDON sollen meine neue Lieblingsband werden, doch Daveys aussagen machen mich nicht neugierig.
Mika hatte es ja in seiner vorherigen Kolumne angekündigt und sucht nach Bezügen von Punk und Klassenkampf, den er inform mit „Vergessene Arbeitskämpfe“ findet, eine Konzertreihe, die es seit 2019 gibt, wo Infos zu Streiks und Live-Musik verwoben sind. Mit Uwe von Trotha von CHECKPOINT CHARLIE geht es ab in die Untiefen eines ‚linksversifften Bastards‘, der seit 1967 mit Rockmusik und deutschen Texten gegen „Spießer, kalte Krieger, verkalkte Offiziere, ganz bestimmte Politiker und Schreibtischtäter mit Unterleibern von Käthe Kruse-Puppen“ antrat, um auf Straßen, Uni-Feten und in Jugendzentren „ruppig und eckig in der Musik, direkt und kompromisslos in der Aussage“ zu Gegenwartsthemen Stellung zu nehmen und durch bewusste Provokationen Schlagzeilen zu machen, so etwa wegen ihres auf der Bühne stehenden Pappschweines mit dem Aufdruck ‚Franz Josef‘.

Gesamteindruck:

Die Highlights sind das Interview mit Uwe von Trotha und das Gespräch mit den Veranstalter*innen der „Vergessene Arbeitskämpfe“-Reihe. Das reicht immerhin für den Beleg, dass Punk und Politik immer noch eine Atmosphäre der Solidarität schaffen können, in der sich Vorstellungen vom Zusammenleben und -arbeiten nicht nur im Kopf abspielen.