Zum ersten Jahrestag der Ermordung von Jina Mahsa Amini in Iran am 16.09.
Gemeinsame Awareness-Aktion von Amnesty International und der Band ZSK
Vor einem Jahr gingen die Bilder der Proteste für Freiheit in Iran um die ganze Welt. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini in Folge brutaler Polizeigewalt in Teheran. Inzwischen
ist das Thema fast komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden, doch die Sicherheitskräfte gehen weiter mit tödlicher Gewalt gegen friedlich Demonstrierende vor.
Mehr als 20.000 Menschen wurden seit Aminis Tod bereits verhaftet, Hunderte erschossen oder zu Tode geprügelt. Allein 2022 hat Amnesty International mehr als 300 getötete Demonstrierende gezählt,
darunter mindestens 44 Minderjährige und Kinder. Seit Ende April erlebt der Iran zudem eine beispiellose Hinrichtungswelle. Vom Beginn des Jahres bis Ende Juli wurden bereits 411 Hinrichtungen
durchgeführt.
Zum Todestag von Jina Mahsa Amini am 16.09.23 startet die Berliner Punkrockband ZSK gemeinsam mit Amnesty International eine Awareness- und Spendenkampagne, um den täglichen Kampf in Iran wieder
ins Bewusstsein zu rufen. Dazu erscheint am 15.09. der Song "Jede Hand", dessen komplette Erlöse an Amnesty International für die Arbeit in Iran gespendet werden.
ZSK-Sänger Joshi zu der Aktion:
"Der Tod von Jina Mahsa Amini zeigt wie viel Angst das Regime in Teheran vor den Protesten hat. Die Bilder von den mutigen Menschen, die
trotzdem weiter für die Freiheit auf die Straße gehen und damit ihr Leben riskieren, beeindrucken uns sehr. Klar ist: wenn die Welt jetzt aufhört hinzuschauen, werden viele dieser Menschen
sterben.
Als Musiker fragen wir uns natürlich: Wie können wir den Protesten mehr Gehör verschaffen? Also haben wir uns mit Amnesty International in
Deutschland zusammengetan und versuchen jetzt möglichst viele Menschen dazu zu bewegen den Appell an die Bundesregierung zu unterschreiben. Unser Lied 'Jede Hand' ist unsere Art die
Aktivist*innen in Iran direkt zu unterstützen. Alle Beteiligten (von Band, Plattenfirma über Vertrieb bis Promoagentur) verzichten auf ihre Anteile, damit wirklich alle Einnahmen des Songs
gespendet werden können."
Schon seit ihrer Gründung 1997 setzen sich ZSK offensiv gegen Neonazis, Rassismus und Ungerechtigkeit ein. Die 2006 von der Band gegründete "Kein Bock auf Nazis"-Kampagne ist inzwischen bundesweit bekannt und unabhängig von der Band jährlich bei zahlreichen Festivals und Konzert mit über 100 Infoständen vertreten.
Doch die Band sieht sich auch bei anderen Themen in der Pflicht:
"Man kann natürlich sagen: 'Eine kleine Band aus Deutschland wird sowieso nichts an der Situation in Iran ändern.' - Ja, vermutlich. Aber
allein, wenn jetzt auch nur ein paar Tausend Euro Spenden an Amnesty durch den Song zusammenkommen und vielleicht ebenso viele Unterschriften für die Petition an die Bundesregierung: Dann hat
sich alles schon gelohnt.
Amnesty ist laufend in Kontakt mit den Aktivist*innen vor Ort und tut alles, um ihnen zu helfen. Und jeder Mensch hier in Deutschland kann
direkt den Appell unterzeichnen, aber auch einfach den Freundeskreis informieren und Infos zur Situation in Iran teilen. Wenn wir jetzt wegschauen, können die Täter in Iran einfach weitermachen.
Das können wir nicht zulassen."
Über diese Seite sammelt Amnesty International Unterschriften für einen Appell an die Bundesregierung, Druck auf die Verantwortlichen auszuüben.
https://www.amnesty.de/mitmachen/petition/iran-hinrichtungen-verhindern-appell-bundesregierung-2023-06-15?ref=979602
Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, sagt:
"Die Bilanz nach einem Jahr Protest ist sehr gemischt: Die Behörden der Islamischen Republik Iran haben Zehntausende Menschen inhaftiert,
Tausende gefoltert, Hunderte getötet. Alles, weil die iranischen Behörden fundamentale Menschenrechte grundlegend missachten, wie etwa das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche
Versammlungsfreiheit. Ungeachtet der Brutalität und der tödlichen Gewalt geben die Menschen im Iran in ihrem Kampf um Freiheit und Rechte nicht auf. Dieser Mut ist bewegend und eine echte
Inspiration.
Leider erhält die iranische Protestbewegung nicht mehr die gleiche öffentliche Aufmerksamkeit wie vor einem Jahr und auch die internationale
Gemeinschaft ist vielfach zum Business as Usual übergegangen. Dabei braucht es jetzt Druck, damit die iranischen Behörden alle Personen freilassen, die wegen ihres Eintretens für Wahrheit und
Gerechtigkeit inhaftiert wurden und Folter, Misshandlung und die Todesstrafe endlich beenden. Auch die Bundesregierung ist gefragt: Sie muss zeigen, dass die Zeit der Straflosigkeit für die Täter
vorbei ist und muss nach dem Weltrechtsprinzip Ermittlungen für schwerste Menschenrechtsverletzungen an den Protestierenden anstreben."
Ab dem 15.09. rufen Amnesty International und ZSK dazu auf, an Jina Mahsa Amini zu erinnern und den Demonstrierenden solidarisch zur Seite zu stehen - "Jede Hand eine Faust"!
Weitere Informationen finden sich unter https://www.amnesty.de/jina
Appell unterzeichnen: https://bit.ly/3Lpq9pE