Herbärds
Alte Straßenköter LP/CD
Sunny Bastards Records/Core Tex
Ach ja, die HERBÄRDS. Ich weiß noch, dass ich den Albumtitel ihres Debüts von 1982 "Eu se bois" auf Mülleimer immer französisch aussprach, und "se bois" mit "sich betrinken" übersetzte. Ein
Album, das an einem Tag aufgenommen wurde und auch entsprechend nach einem bierseligen Proberaumabend klingt. Tja, das ist lange her. Nun, die HERBÄRDS sind nicht tot zu kriegen.
Ein Schicksal, das vor allem Sänger für Tek gilt. 1987 hatte er einen schweren Motorradunfall, verlor sein linkes Bein und sein linker Arm wurde zertrümmert. Nach dem Bandaus hatte Tek nicht nur
düstere Gedanken, sondern auch eine Dark Punk Band namens AHAB, in Anlehnung an den Kapitän aus der „Moby Dick“-Verfilmung mit Gregory Peck. Dann röhrte Tex zusammen mit Pedder (DAILY TERROR) und
Hannes (KGB)
und coverte mit DIE DREI RÖHREN Songs von NENA bis ZELTINGER, bis die HERBÄRDS aufgrund der Umstände zur Ausstellung samt Buchveröffentlichung „Wie der Punk nach Stuttgart kam & wo er
hinging“ einen Live-Gig hatten. Und heuer droht Tek, so lange auf der Bühne zu stehen, wie ihre Fahne weht. Vielleicht meint er die Alkoholfahne, die beim Liga Spiel von Stuttgart weht oder der
Hauch der alten Straßenköter, die ihre dritten Zähne zeigen. Früher "Fußball, Party, Kämpfen gesungen", heute nur davon geträumt, und die Erinnerung verblasst wie die Chronik ihres Lebens, in der
der Höhepunkt ein Sieg des Lieblingsverein ist oder "ein guter Fick zum Schluss" ist. "Alte Männer tanzen nicht"...sie schlafen ein. Mit gegröltem Schlagerpunk, hymnisch-überschäumenden Liedgut
mit Männlichkeitsgebaren und nackten, nassen Oberkörpern, feiern HERBÄRDS eine Szene, die ihr Revier abstecken und sich selbst feiert. Und wenn einer blöde kommt, dann rutscht die Hand aus.
Rebellentum ist in Teks Sprech nicht das Streben nach Veränderung, Gerechtigkeit oder Freiheit, sondern den Skin-Kult als Klischee aufrecht zu erhalten und ordentlich abzufeiern. Das ist ihm
gelungen.
