vonneumann
JOHNNIAC LP
Der JOHNNIAC wurde 1953 gebaut. Die Abkürzung steht für JOHn von Neumann Numerical Integrator and Automatic Computer; wie der Name schon sagt, handelte es sich um einen Computer, der auf Von
Neumanns Architektur basierte und ihm gewidmet war. JOHNNIAC wog 5.000 Pfund und war wohl der am längsten in Betrieb befindliche frühe Computer (d. h. er arbeitete mit Lochkarten), der ab 1953
über 13 Jahre lang fast ununterbrochen in Betrieb war, bevor er schließlich am 11. Februar 1966 mit über 50.000 Betriebsstunden abgeschaltet wurde.
Man kann sich JOHNNIAC als technologischen Dinosaurier vorstellen: Er repräsentiert eine Welt, die es nicht mehr gibt, weggeblasen vom Meteoriten der digitalen Beschleunigung.
Am 22. Juli 2022 betritt vonneumann das Sam-Studio in Lari (Pisa), um eine neue LP aufzunehmen. Diese Platte markiert eine drastische Veränderung in unserem Ansatz: keine Overdubs - keine
Bearbeitung. Alles wird live gespielt - auch die elektronischen Klänge - direkt auf Band (ähm, auf Festplatte). Keine externe Zusammenarbeit, mit Ausnahme von Ivan Antonio Rossi, der einen Track
aufnimmt, abmischt und seine Stimme beisteuert.
JOHNNIAC unterscheidet sich von früheren Veröffentlichungen und hat kein Konzept, außer vielleicht die Idee, eine Welt zu repräsentieren, die nicht mehr existiert.
In Zeiten von Boomer-, Millennial- und Gen-Z-Diskussionen stellt sich vonneumann weit hinter diese Querelen und bastelt seine direkteste, schnörkelloseste Platte aller Zeiten. Eine
5-Tausend-Pfund-Platte.
Auf JOHNNIAC findet man: 70er Jahre verzerrte Gitarren, dekonstruierte Rap-Lines, 90er Chicago Noise, HD-Electronica, Semi-Stoner-Bridges, modulare Synthies, Funk&Glitch.
Vieles klingt improvisiert und so lassen sich in vielen der langen Songs wie im Opener "El carinebo" mosaikähnliche Teilchen aus Funk, Jazz, Krautrock und Stoner finden, die aneinandergereiht
werden. Bei "AscigaDramm" geht es um düstere Atmosphären, obwohl diese Andeutungen völlig zufällig sind, wenn man die offene und freie Struktur des Projekts von Filippo Mazzei, Fabio Ricci und
Toni Virgillito berücksichtigt. Offen und frei ist das Konzept, mit dem die Musiker auch Kontrolle möglicher klanglicher Ausbrüche und Crescendos einfügt. Ein facettenreiches und vielschichtiges
Klangbild also, das experimentell und kreativ ist. Die Musiker verfolgen seit dem offiziellen Release aus dem Jahr 2000 eine Linie, die solide und überzeugend ist im Sinne von speziell und
interessant. Ein Spiel mit Tönen, Geräuschen und Impressionen oder wie es vonneumann definiert: Free Rock!