LOTTA #93
64 DIN-A-4-Seiten; € 3,50.-
Lotta, Am Förderturm 27, 46049 Oberhausen
www.lotta-magazin.de
Aus aktuellem Anlass gibt es gleich zu Anfang ein Interview von Gastautor Johannes Gleitz mit Stella Shcherbatova von der „Fachstelle gegen Antisemitismus im
NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln“ und Micha Neumann von ADIRA über die Zunahme von antisemitischen Straftaten und Übergriffen in NRW, Bündnisarbeit und jüdische Selbstorganisation.
Im Anschluss geht es mit dem Schwerpunkt „Konservatismus“ zurück in die Zukunft. Die Begriffe Werte und konservative Tugenden sind im öffentlichen Bewusstsein fest verwurzelt, prägen das
sogenannte Wert-Konservative und entsprechen eine konsistente Ideologie.
Konservative Werte betonen oft Tradition, Ordnung, Autorität, Familie, persönliche Verantwortung, Freiheit und wirtschaftlichen Wohlstand. Konservative Tugenden beziehen sich auf Eigenschaften
wie Fleiß, Bescheidenheit, Disziplin, Treue, Pflichtbewusstsein und Respekt vor Autorität.
Diese Werte und Tugenden werden oft als grundlegend für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung und des Zusammenhalts einer Gesellschaft angesehen. Sie dienen als Leitprinzipien für
individuelles Verhalten und die Gestaltung politischer Entscheidungen. Im öffentlichen Bewusstsein können sie sowohl in politischen Diskursen als auch in kulturellen Normen und Traditionen
verankert sein.
Akteure wie Manfred Weber (CSU), Maaßen (aufgelöste WerteUnion), Friedrich Merz (CDU) versuchen den Konservativismus an rechtspopulistische Einstellungsmuster zu knüpfen. Während Weber sich
Allianzen mit Giorgia Meloni und der Fratelli d'Italia/EKR vorstellen kann, agieren radikalisierte Rechtskonservative oft als unfreiwillige Wahlhelfer*innen oder scheitern daran, der extremen
Rechten das Wasser abzugraben und ihre Akteure/Wähler*innen zurück in das bürgerliche Lager zu holen. Wenn es um Machterhalte geht, dient (rechts)konservativer Populismus als Methode,
Kooperationen mit der AfD einzugehen.
Gesamteindruck:
Rechtskonservativer Populismus zeichnet sich oft durch die Betonung nationaler Identität, kultureller Homogenität, sowie durch eine anti-elitäre und Anti-Establishment-Haltung aus. Es spricht oft diejenigen an, die sich von den etablierten politischen Institutionen und Eliten entfremdet fühlen und die sich nach einfachen Lösungen für komplexe gesellschaftliche Probleme sehnen. Und das sind zunehmend mehr und mehr Menschen, die von der Ampel-Regierung enttäuscht sind und sich aufgrund von aufgeheizten Debatten um Asyl- und Migrationspolitik bis hin zu einer neuen Souveränitätspolitik, völkisch-nationalen Auffassungen zuwenden, die weit über einen Konservatismus hinausgehen.