Drachenmädchen #15
104 Seiten DIN-A-5 quer; € 5,00.-
Drachenmädchen Magazin; Postfach 103308; 44033 Dortmund
www.myruin.de
Commander und Rosi haben zahlreiche Gastschreiber*innen für eine neue Ausgabe gewinnen können. Commander weiß, dass „DAS HIER ein Rettungsring im Alltag“ ist. Achim Lüken indes
hatte 1997 – ein Jahr nach der RAMONES-Auflösung – ein Telefonat mit Johnny Ramone und dieses war kurz und belanglos mit viel BlaBla wie das Telefonat mit der Schwiegermutti. Tiefgehender indes
der Text von Cosmo Thunder über eine fast vergessene Freundschaft zu einem Menschen, der erst nach einem Suizid wieder ins Bewusstsein gerät und beim Verfasser Selbstvorwürfe und die Erkenntnis
auslöste, „das Tabu über dem Ganzen(...)aufzubrechen“.
Die unterhaltsamste Kurzgeschichte folgt mit „Coca Cola Zero Zero Zero“ von Dirk Benemann, in der er in einer Kneipe die leidvolle und heroische Geschichte von Ecki Eckbert zu hören bekommt, die es in dieser Form so oder so ähnlich über Generationen hinweg weiter erzählt wird, weil Typen und Legenden wie diese einfach nicht aussterben. In der „Was macht eigentlich…“-Reihe werden in Kurzform Label-Szenetypen von Scene Police und Per Koro vorgestellt. Ein drachenmädchen-Klassiker wie die Best of-5-Platten (als ich 18 war) wird mehr oder minder ausführlich von ausgewählten Musiker*innen wiedergegeben, inklusive Begründung oder „keine Ahnung, wie ich auf die gekommen bin“-Argumentation. Nachdenklich stimmt die Peter Hesse verfasste Hommage an Yvonne Ducksworth, in dem mehrfach die rassistischen Vorfälle und die Auswirkungen in ihrer amerikanischen Jugendzeit thematisiert wird, alles übrigens genau so in größten Teilen sogar 1:1 im Wortlaut nachzulesen auf wikipedia oder in der dreistündigen Version auf spotify im Podcast „Und dann kam Punk: Folge 110 Interview mit Yvonne Ducksworth“ von Christopher Borgmann und Jobst Eggert. Nach diesem faux pas dann noch weitere Kurzgeschichten, Kolumnen und etwas Poesie, bis sich Rosi auf Die Goldenen Zitronen-Formel „Für immer in der Gang“ verabschiedet.
Gesamteindruck:
Neben den zahlreichen Kurzgeschichten und Kolumnen geht der musikalische Teil (Die Toten Crackhuren im Kofferraum, Stiff Richards, Cyanide Pills) ein wenig unter, ist aber auch dem selbst auferlegtem Prinzip und der Agenda geschuldet, sich dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“ eben kurz zu fassen, wodurch vieles bedauerlich nicht weiter vertieft wird. Es ist eine Herausforderung, alles in kurzer Form zu präsentieren und dabei dennoch genug Tiefe zu bieten. Vielleicht könnte eine Lösung darin bestehen, gelegentlich längere Formate zu nutzen, um mehr Raum für die musikalischen Aspekte zu schaffen, ohne das Prinzip der Kürze zu vernachlässigen.