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Die Verschiebung der Grenzen des Sagbaren: FLITTERN mit "Song über fiktive Personen"

Copyright by Rosa Pelzer
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Mit ihrer neuen Single "Song über fiktive Personen" knöpfen sich FLITTERN unkonkret konkret all die Personen vor, die in den letzten Jahren die Grenzen des Sagbaren immer weiter nach rechts verschoben haben. Mit ihrem pop-punkigen Sound den schlauen Texten kämpft das Kölner Duo weiterhin um jeden Fußbreit.

Sorry, es wird jetzt kurz politisch. Über "die da oben" zu meckern ist sehr einfach, auch als Band. Aber ab und an auch notwendig, wenn es differenziert und nicht ganz so pauschal daherkommt. FLITTERN finden, dass es neben der leider sehr offensichtlichen Bedrohung der Demokratie durch Rechtsextreme und Faschist*innen noch eine weitere, große Gefahr gibt: Politiker*innen der politischen "Mitte", die seit den Wahlerfolgen der AfD recht unverblümt deren Thesen und ihren Jargon auf der großen Bühne wiederholen – nicht im Bierzelt oder am Stammtisch, sondern staatsmännisch mit Hornbrille zur besten Sendezeit. Wer, beispielsweise, von "kleinen Paschas" spricht, sagt dies aus keiner Laune heraus, sondern hat sich auf diesen Satz mit einem Team tagelang darauf vorbereitet. Das mag parteitaktische Gründe haben, bewirkt aber vor allem eines: Es macht Rassismus und andere Diskriminierungsformen normal.

Diskriminierung ist aber nicht normal, sondern gesetzlich verboten, aber irgendwie ist das nicht mehr so wichtig, wenn es unmittelbar nützt. Das Problem ist: Antisolidarische Haltungen im Allgemeinen bieten oftmals einfache Lösungen für sehr komplexe Probleme an. Sie sind verführerisch. Und sie spielen vulnerable Gruppen gegeneinander aus. Und wenn dies zur besten Sendezeit und mit Hornbrille, ihr wisst schon, passiert, dann ist das schlicht und ergreifend Kalkül. Und: Brandgefährlich.

Denn es könnte bewirken, dass die Menschen das Gesagte auch ernstnehmen und, parteipolitisch betrachtet, lieber das faschistische Original wählen als die bürgerlichen Ableger. Somit ist "Song über fiktive Personen" nicht nur eine Abrechnung, sondern auch ein Aufruf. Ein Aufruf, nicht wegzusehen und nicht zu schweigen, wenn rechtsextreme Position etwa in die Familie, den Arbeitsplatz oder sogar in die Peer Group sickern.