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„Kein Bock auf Nazis“-Kampagne

Die „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne ist eine deutschlandweite Initiative, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Diskriminierung einsetzt. Gegründet im Jahr 2006 von der Punkband ZSK, ist die Kampagne Teil eines breiten Netzwerks von Organisationen und Aktivisten, die sich dem Kampf gegen rechtsextreme Ideologien widmen. Die Kampagne zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedrohungen durch Rechts zu schärfen. Sie bietet Bildungsressourcen, um insbesondere junge Menschen über die Gefahren rechtsextremer Ideologien aufzuklären. Durch verschiedene Aktionen und Initiativen werden Menschen motiviert, aktiv gegen Rechts vorzugehen.

„Kein Bock auf Nazis“ bei „Rock gegen Rechts“-Festivals

„Rock gegen Rechts“-Festivals bieten eine ideale Plattform für die „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne, um ihre Botschaften einem breiten Publikum zu vermitteln. Die Präsenz der Kampagne auf diesen Festivals erfolgt oft durch Infostände, die eine zentrale Rolle in der Aufklärung und Mobilisierung der Festivalbesucher*innen spielen. Infostände sind ein essenzieller Bestandteil von „Rock gegen Rechts“-Festivals und bieten eine Vielzahl von Vorteilen, die zur Erreichung der politischen Ziele beitragen. Infostände bieten Materialien wie Broschüren, Flyer und Bücher, die über die Gefahren des Rechtsextremismus und die Wichtigkeit von Toleranz und Vielfalt informieren. Diese Ressourcen helfen, das Bewusstsein der Besucher zu schärfen und ihnen fundierte Informationen zu liefern. Die Präsenz von Aktivist*innen und Freiwilligen an den Infoständen ermöglicht direkte Gespräche mit den Festivalbesucher*innen. Diese Interaktionen bieten eine Gelegenheit, Fragen zu beantworten und komplexe Themen zu erklären, die in schriftlichen Materialien möglicherweise nicht vollständig abgedeckt sind. Infostände fungieren auch als Rekrutierungspunkte für neue Unterstützer*innen und Freiwillige. Besucher*innen können sich registrieren, um an zukünftigen Aktionen und Initiativen teilzunehmen, was die Basis der Bewegung stärkt. Durch die Bereitstellung von Informationen über bevorstehende Demonstrationen, Petitionen und andere Aktionen können Infostände die Besucher*innen motivieren, sich aktiv zu engagieren und an konkreten Maßnahmen teilzunehmen. Infostände bieten zudem eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen zwischen Aktivist*innen, Organisationen und Besucher*innen. Diese Interaktionen fördern die Vernetzung und den Aufbau von Koalitionen, die gemeinsam gegen Rechts kämpfen können.
Lokale Initiativen und Organisationen, die sich gegen Rechts einsetzen, können durch Infostände in die größeren Bewegungen integriert werden. Dies stärkt die Zusammenarbeit und die gemeinsame Wirkung auf lokaler und nationaler Ebene.

Förderung von Vielfalt und Inklusion

Infostände bei „Rock gegen Rechts“-Festivals decken oft eine breite Palette von Themen ab, von Antirassismus und LGBTQ+-Rechten bis hin zu Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Diese Vielfalt spiegelt die Werte der Inklusion und Gleichheit wider, die im Mittelpunkt der Festivals stehen. Infostände schaffen sichere Räume, in denen sich Besucher*innen willkommen und respektiert fühlen. Dies ist besonders wichtig für marginalisierte Gemeinschaften, die auf Unterstützung und Solidarität angewiesen sind.
Viele Infostände nutzen kreative Ansätze wie Kunstinstallationen, interaktive Workshops oder musikalische Darbietungen, um ihre Botschaften zu vermitteln. Diese kreativen Elemente machen die Informationen zugänglicher und ansprechender für das Publikum.
Infostände sind also insgesamt ein unverzichtbares Element von „Rock gegen Rechts“-Festivals und tragen maßgeblich zur Verwirklichung der politischen Ziele bei. Sie bieten eine Plattform für Aufklärung, Mobilisierung und Vernetzung und fördern die Werte von Vielfalt, Inklusion und sozialer Gerechtigkeit. Initiativen wie „Kein Bock auf Nazis“ nutzen diese Gelegenheiten, um ihre Botschaften zu verbreiten und Menschen zu motivieren, aktiv gegen Rechtsextremismus vorzugehen. Durch die Bereitstellung von Informationen, die Unterstützung des Dialogs und die Förderung des Engagements tragen Infostände wesentlich dazu bei, die Bewegung zu stärken und ihre Ziele zu erreichen.

Interview mit Joshi (ZSK; KBAN)

Apabiz und die Band ZSK haben 2006 die „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne ins Leben gerufen und vordergründig Jugendliche erreichen will. Wie und wodurch kann eure Kampagne denn zwischen theoretischen Schulunterricht und erlebten Schulalltag anknüpfen?
    Also, wir sind vor allem da aktiv, wo Jugendliche und junge Erwachsene unterwegs sind: bei Festivals, Konzerten und Protestaktionen. Wir machen knapp 100 Infostände im Jahr. Darüber erreichen wir extrem viele Engagierte.

Welche konkreten Aktivitäten und Projekte bietet eure Initiative Jugendlichen an, um gegen Rechts und Rassismus vorzugehen?
    Wir bieten immer nur eine Starthilfe bzw. Motivation etwas zu tun. Unser Ziel ist es ja, dass junge Menschen selbst etwas starten. In ihrer Stadt, in ihrer Schule, in ihrem Jugendzentrum. Dazu haben wir viele konkrete Tipps in Broschüren und auf unserer Webseite. Das geht von Nazipropaganda überkleben bis zum Organisieren eines Konzerts gegen Rechts.

Die Themen „Rechtsextremismus“, Rassismus und Antisemitismus stellen den Schulunterricht vor große Herausforderungen. Wären da zunächst Fort- und Weiterbildungen für die Lehrkräfte sinnvoll? Diese werden ja verstärkt im Alltag mit Diskriminierung durch Sprüche, Witze und klassischen stereotypisierten Vorurteilsmustern konfrontiert?
    Lehrkräfte besser zu schulen und zu unterstützen ist auf jeden Fall sinnvoll. Unser Ansatz ist aber eher, dass wir einen Grundkonsens gegen Nazis und Rassismus bei jungen Leuten herstellen wollen. Wenn dann ein Schüler rechte Sprüche macht, klärt sich das von selbst, weil die Mitschüler*innen im sofort Gegenwind geben.

Wie könnten Jugendliche, die sich für eure Initiative interessieren, aktiv mitmachen oder unterstützen?
    Am besten unseren Newsletter abonnieren und gerne auch kostenloses Infomaterial bestellen. Wir freuen uns immer, wenn jemand etwas starten will. Außerdem haben wir in ganz Deutschland und Österreich kleine Street-Teams, die eigenständig auf Veranstaltungen und Festivals präsent sind. Dafür kann man sich bei uns direkt bewerben.

Welche Strategien verwendet ihr, um Jugendliche über die Gefahren von Rechts und Rassismus aufzuklären?
    Das funktioniert bei uns im ersten Schritt sehr niedrigschwellig über Vorbilder. Wenn die Broilers auf der Bühne unser Shirt tragen und eine klare Ansage gegen Nazis machen und sagen, dass man unseren Stand mal besuchen soll, dann ist das Eis sofort gebrochen. Und wir hoffen natürlich, dass dann Leute auch unser Infomaterial mitnehmen und lesen.

Habt ihr Erfahrungen damit, wie eure Initiative das Bewusstsein und die Einstellungen von Jugendlichen gegenüber diesen Themen verändert hat?
    Das hat im jungen Alter einfach sehr viel mit dem Freundeskreis zu tun. Also, entweder es ist in deinem Umfeld Konsens, dass Nazis scheiße sind oder halt nicht. Deshalb ist es so wichtig da ein Gemeinschaftsgefühl von „wir sind alle gegen Rechts“ zu schaffen. Alles was dann daraus folgt, also eigenen Aktionen, Naziaufmarsch blockieren, Schul-AG gegen Rassismus, kommt erst viel später.

Gibt es bestimmte Herausforderungen oder Barrieren, denen ihr bei eurer Arbeit begegnet seid, insbesondere im Umgang mit Jugendlichen?
    Ja, die haben meist weder Zeit noch Lust ewig lange Flyer zu lesen. Da muss man halt hinkriegen alles kurz und knackig und direkt zu formulieren. Aber wir mögen das auch als Herausforderung.

 Wie integriert ihr die Stimmen und Perspektiven von Jugendlichen in eure Initiative und eure Arbeit?
    Wir haben ja viele junge Erwachsene in unseren Street-Teams. Da sind wir von Jugendlichen nicht so weit entfernt. Das hilft sehr in Gesprächen an den Ständen. Und aus diesen Diskussionen nehmen wir dann viel mit, was später in unsere Broschüren und Magazine einfließt.

            Welche Rolle spielt die digitale Welt in eurer Kampagne, insbesondere im Hinblick auf die Verbreitung von Informationen und die Mobilisierung von Jugendlichen?
    Extrem wichtig! Wir bedienen alle social Kanäle, die wichtig sind. Twitter, Facebook, Webseite, Instagram, Bluesky und Tiktok. Jeder Kanal hat eigene Regeln, eigene Algorithmen und spezielle Communities. Das ist echt viel Arbeit, aber es lohnt sich dort präsent zu sein. Wir dürfen da den AfD-Fans nicht das Feld überlassen.

 Wie arbeitet ihr mit Schulen, Gemeinschaftsorganisationen oder anderen Institutionen zusammen, um eure Botschaft zu verbreiten und Jugendliche zu erreichen?
    Kaum. Wir arbeiten lieber mit Bands und Festivals. Und klar: ab und zu bestellen coole Lehrer*innen Material von uns.

 Es gibt immer wieder Stimmen und politische Kräfte, die Parteiverbotsverfahren (NPD, AfD) befürworten/anstreben? Ist das der richtige Ansatz?
    Alles, was der AfD schadet, ist erstmal gut. Logo. Aber ein Verbot würde das gesellschaftliche Problem von Rechtsruck und Rassismus ja gar nicht lösen. Man darf sich nicht auf Verboten ausruhen, sondern muss jeden Tag dafür kämpfen, dass wir eine offene, bunte Gesellschaft bleiben. Das lässt sich mit Verboten nicht erreichen, sondern nur indem alle Menschen aufstehen und klarmachen, dass die Scheiße der AfD nicht klargeht.
  
Welche langfristigen Ziele habt ihr für eure Initiative, und wie plant ihr, diese zu erreichen?
    Wir wollen richtig viele Kids dazu bringen selbst etwas gegen Nazis und Rassismus zu unternehmen. Wenn wir uns was wünschen könnten, dann, dass es in jeder Stadt und jedem Dorf eine stabile Gruppe an Kids gibt, die sich aktiv und erfolgreich gegen den Rechtsruck zur Wehr setzen. Aber davon sind wir vor allem im ländlichen Raum leider noch weit entfernt…