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Lautstarkes Zeichen gegen Rechts unter freiem Himmel

Fotocredit: Benjamin Löhr
Fotocredit: Benjamin Löhr

Lautstark gegen Rechts gerockt: Festival im Volksgarten war ein voller Erfolg
Starkes Statement für Toleranz und rechte Hetze am Samstag bei Rock gegen Rechts im Düsseldorfer Volksgarten! Spätestens als Pöbel MC als Headliner der elften Auflage des Umsonst-und-Draußen-Festivals die Bühne auf der Ballonwiese betrat, war klar, dass auch das Wetter allen unsicheren Vorhersagen trotzen und zum Gelingen des Abends beitragen würde. „Was für eine großartige Party!“, sagt Katja Bieker, die 2. Vorsitzende des Trägervereins Rock gegen Rechts Düsseldorf e. V. am Tag danach.

„Wir sind alle noch komplett überwältigt von der tollen Resonanz. Ein großes ‚Dankeschön‘ an alle, die am Samstag bei uns waren und durch ihr Kommen und ihre Spendenbereitschaft zum Gelingen unseres Festivals beigetragen haben!“


Mehrere Tausend Besucher:innen beziehen Stellung gegen Rechts

Das kann mal laut sagen. Auch in ihrer elften Auflage war die Veranstaltung unter freiem Himmel im Volksgarten ein voller Erfolg. Mehrere Tausend Besucher aus Düsseldorf und der Region fanden im Tagesverlauf den Weg auf die Ballonwiese, um dort auf musikalische Weise gegen Rechts zu demonstrieren und lautstark Stellung für eine offene und tolerante Stadtgesellschaft zu beziehen.

Acht Acts, neun Stunden volles Programm

Aber der Reihe nach: Als kurz vor Mitternacht – symbolisch gesprochen – der Vorhang fällt, reiben sich Zuschauende, Musiker:innen und Veranstalter:innen verwundert die Augen. Hinter allen Beteiligten liegen zu diesem Zeitpunkt knapp neun Stunden Musik- und Rahmenprogramm, die es in sich hatten. Schon mit der Eröffnung durch die deutsch-griechische Formation „Deep Ya Deep“, die von der Düsseldorfer Rapperin Tice, die den Tag über durchs Programm führte, gekonnt vorgestellt wurden, war allen Beteiligten klar, dass dies ein ganz besonderer Veranstaltungstag werden würde. Weitere musikalische Highlights waren die energiegeladenen Auftritte von den Düsseldorfer Lokalmatadoren Oh Henry, Nanti, Nikra, der Nürnberger Punkband Akne Kid Joe und von „The toten Crackhuren im Koffereraum“ als Late-Night-Gig.


Punk trifft Klassik: Musikalisches Gedenken an Ilse Weber

Doch auch die leisen, nachdenklichen Tönen kamen an diesem Abend nicht zu kurz: Dafür sorgte der Auftritt des Converse Quartetts mit der Sopranisten Desirée Brodka: Die Musiker:innen, die allesamt an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule ausgebildet wurden, nutzen den eher ungewöhnlichen Rahmen eines Musikfestivals dieser Art, um Lieder von Ilse Weber zu Gehör zu bringen. Die in der ehemaligen Tschechoslowakei geborene jüdische Autorin, Sängerin und Liedermacherin wurde 1944 von den Nationalsozialisten zusammen mit ihrem Sohn im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Ihr Ehemann Wilhelm schaffte es, das musikalische Vermächtnis seiner Frau zu erhalten. Als in kurzen Wortbeiträgen deren Lebensgeschichte schlaglichtartig beleuchtet und danach Lieder aus ihrem Werk vorgetragen wurden, standen vielen Besucher:innen beim Hören dieser Zeilen die Tränen in den Augen.

Absolute Stille auf der Ballonwiese

Auf der normalerweise zu dieser Uhrzeit am Festivaltag so umtriebigen Ballonwiese herrschte für rund eine Minute absolute Stille. In eindrucksvoller Weise zeigten die dort versammelten Punkrock- und HipHop-Fans, dass sie in den richtigen Momenten auch mal schweigen können, bis schließlich spontane Sprechchöre „Alle zusammen gegen den Faschismus" über das Gelände schallten, um die Stille zu durchbrechen. Ein Gänsehaut-Moment, den keine:r der Anwesenden so schnell vergessen dürfte. „Solche besonderen Augenblicke sind es, die uns in unserem Orgateam einmal mehr vor Augen führen, warum wir den Aufwand jedes Jahr aufs Neue wieder gerne betreiben“, erklärt Katja Bieker, 2. Vorsitzende von Rock gegen Rechts Düsseldorf e. V., im Namen der gesamten Crew aus ehrenamtlichen Helfer:innen. Aber Rock gegen Rechts macht nicht nur Musik: An rund 30 Infoständen hatten Besucher:innen die Möglichkeit, sich über die ehrenamtliche, soziale und politische Arbeit von Initiativen, Parteien, Gewerkschaften und Vereinen zu informieren. Mit dabei waren unter anderem ver.di, die DGB Jugend, amnesty international, die Flüchtlingsinitiative Stay!, das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus sowie weitere Initiativen und Vereine, die sich in ihrer täglichen Arbeit dem Kampf gegen Intoleranz und gesellschaftlicher Ausgrenzung verschrieben haben.