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Rauditum #11

Rauditum #11
Rauditum #11

Rauditum #11
72 DIN-A-5 Seiten; € 3,00.-
ugly-rauditum@gmx.de
    Rauditum #11 liefert erneut eine politisch und gesellschaftlich tiefgründige Auseinandersetzung, die sowohl musikalische als auch soziale Themen verknüpft. Der Hauptakteur, Ugly, spart nicht an klaren Meinungen und analytischen Beobachtungen zu aktuellen politischen Entwicklungen, wie dem Rechtsruck in Europa, insbesondere in Bezug auf Wahlergebnisse und Asylpolitik. Seine Haltung ist unmissverständlich: Ugly „kotzt im Strahl“ angesichts der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und des politischen Rückschritts, den er scharf kritisiert.

Ein großer Teil des Hefts widmet sich der Musikgeschichte, vornehmlich der Punk-Szene. Ugly zeichnet die Geschichte von The OROBIANS nach, die seiner Meinung nach in Deutschland zu wenig Beachtung finden. Dies zeigt seine Leidenschaft für vergessene oder unterschätzte Bands, die einen Einfluss auf die Subkultur haben. Die ausführliche Würdigung von Mari Elliot, besser bekannt als Poly Styrene von X-Ray Spex, unterstreicht den Respekt für weibliche Pionierinnen der Punk-Szene. Poly Styrene wird als Wegbereiterin für spätere Riot Grrrl-Aktivistinnen wie Kathleen Hanna (Bikini Kill) dargestellt, was nicht nur einen Blick in die Vergangenheit der Punk-Szene erlaubt, sondern auch die fortlaufende Relevanz feministischer Bewegungen in der Musik aufzeigt.
Ugly geht über Musik hinaus und richtet seinen kritischen Blick auch auf andere gesellschaftliche Themen. Besonders auffällig ist seine Auseinandersetzung mit dem modernen Fußball, exemplarisch am Beispiel der UEFA und deren Sponsoren. Dabei geht es ihm um die Kommerzialisierung des Sports und den Missbrauch des Fußballs als Geschäftsmittel. Diese Diskussion wird verknüpft mit dem größeren Thema sozialer Ungleichheit und Kapitalismus, was zeigt, dass Ugly den Fußball als Symptom für größere gesellschaftliche Missstände sieht.
Politische Reflexionen
Auch aktuelle politische Themen kommen nicht zu kurz. Ugly reflektiert über die stark polarisierten Debatten zu „kriminellen Migranten“ und die damit verknüpften Abschiebepolitiken. Diese Themen werden in den Kontext von Pushbacks an den EU-Außengrenzen und der harschen Asylpolitik der EU gesetzt. Diese Reflexionen verknüpft Ugly geschickt mit Gedanken zur Bestrafung und der deutschen Rechtslogik, wodurch die politisch aufgeladene Atmosphäre unserer Zeit widergespiegelt wird.
Den zentralen Teil dieser Ausgabe bildet das umfassende Interview mit Jacho (bekannt u. a. von H.O.A. und Terrorgruppe). Zuvor wird die Punk-Sozialisation von H.O.A in Velbert beleuchtet und liefert Einblicke in die Erlebniswelt der DIY-Musiker. Diese authentischen Einblicke in die Subkultur und deren Werte und die Erzählungen über die ersten Schritte als Punk und Musiker schaffen eine zeithistorische Betrachtung in die Anfänge von Punk in der BRD.

Gesamteindruck:

In Rauditum #11 vereint Ugly eine scharfe politische Analyse mit tiefgründigen musikalischen Reflexionen. Seine kritischen Gedanken zu gesellschaftlichen Missständen, politischen Entwicklungen und kulturellen Themen sind ebenso fundiert wie provokativ. Die unsortierten „Gedankenfragmente“ am Ende des Hefts laden die Leser*innen dazu ein, selbst über die behandelten Themen nachzudenken, ohne dass ihnen eine klare Schlussfolgerung aufgedrängt wird. Es ist ein Heft, das sowohl Freund*innen der Punk-Musik als auch politisch interessierte Leser*innen anspricht.