VLIMMER
Bodenhex LP
Blackjack Illuminist Records
Das Album Bodenhex von Alexander Donat aka Vlimmer erkundet eine Welt, die in ständiger Transformation begriffen ist. Hier wird der Boden zum Symbol für Veränderung und Selbstfindung in einer
durch äußere Reize überfluteten Gesellschaft. Mit Bodenhex unternimmt der Künstler den Versuch, sich vom Bekannten zu lösen und Neues zu erforschen. Das Album dient dabei als „Dokument des
Prozesses“ — eine künstlerische Reise, die die Ambivalenz zwischen Selbstbestimmung und dem Eindruck der unaufhörlichen äußeren Einflüsse reflektiert.
Im Song „2025“ zeigt sich diese Introspektive in seiner subtilen, doch intensiven Atmosphäre: Zunächst von minimalistischen Beats getragen, erhebt sich der Track langsam aus einer nebligen
Drone-Landschaft. Die Gesangspassagen wirken ätherisch und leblos, doch mit jedem Takt steigt die Spannung, während krächzende Gitarren und tribalartige Drums das Arrangement verdichten und eine
düstere Unruhe erzeugen. Schließlich mündet das Stück in einem Aufschrei, der an den Klang der frühen The Cure-Ära erinnert. Dieser Aufbau ist ein hervorragendes Beispiel für Alex' Fähigkeit,
musikalische Stimmungen zu inszenieren, die sich zwischen Zartheit und roher Energie bewegen.
In „Überrennen“ entfaltet Alex eine andere Seite, in der Shoegaze und Industrial aufeinandertreffen und eine geradezu aggressive Klangwand errichten, die durch treibende Blastbeats verstärkt
wird. Diese rohe Energie des Songs symbolisiert das Gefühl, von der Flut der Außenwelt überrannt zu werden, ohne Rückzugsmöglichkeiten.
Der Track „Fadenverlust“ hingegen, ein wilder Ritt zwischen Blackgaze und Darkwave, bildet den Abschluss des Albums. Hier gelingt es Alex, mit der Kombination aus kompakten Synthesizer-Klängen
und einem apokalyptischen Sound den Moment des Zusammenbruchs einzufangen, der auch als Metapher für den „Neustart“ gelesen werden kann.
Durch die poetische Bildsprache, die Alex für sein Album gewählt hat, gelingt ihm die kunstvolle Darstellung von saisonalen und innerlichen Stimmungen, die er in seine Songs einwebt. Dabei
fließen Naturelemente und existenzielle Fragen ineinander, während die musikalische Untermalung – mal elektronisch-tanzbar, mal industrial-metallisch – ein flirrendes Licht auf die vielfältigen
Ebenen des menschlichen Daseins wirft. So wird Bodenhex nicht nur zu einem Album über den individuellen Kampf um Selbstfindung, sondern auch zu einem Soundtrack, der die Melancholie und den
Widerstand inmitten einer überreizten Welt feiert.
Mit einem poetischen Gespür für Naturmetaphern und saisonale Eindrücke illustriert Alex in Bodenhex den menschlichen Kampf um Selbstfindung. Hier wird der Dancefloor zur introspektiven Oase, die
von metallisch-industriellen Klängen und flackernden Synth-Lichtern durchzogen ist. Das Album ist Rückzugsort und Partysoundtrack zugleich, melancholisch und dramatisch, ein Werk voller
Spannungen und zugleich ein Ventil für den Überdruck des modernen Lebens.
Bodenhex ist ein komplexes und dennoch eindrucksvolles Statement über Transformation und die Suche nach Identität – ein musikalischer Neuanfang, der das Altbekannte konsequent aufbricht und in
ein neues, experimentelles Klanguniversum transponiert.
