OX #176
164 DIN-A-4-Seiten; € 6,90.- + CD
OX-Fanzine, Postfach 110420, 42664 Solingen
www.ox-fanzine.de
Joachim spricht in seiner kurzen Kolumne die zunehmende Kommerzialisierung und Teuerungsrate bei neuem Vinyl, Ticketpreise, Merch an und inwiefern man Fansein, Punk und Kommerz
in Einklang bringen kann, Kompromisse eingeht und was man bereit ist, am vorgegebenen Angebot zu bezahlen und somit die Bedingungen auch zu akzeptieren. Wäre mal wieder eine größere Debatte wert.
Alex Gräbeldingers Lebensziel ist es, sich zu verlaufen, während Tom van Laak Ouzo, Port und Gras konsumiert, was zu Schlafstörungen führt.
Hellwach indes sind Bands wie Amyl and The Sniffers, COSMIC PSYCHOS, C.O.F.F.I.N im kleinen Special zu Punk in Down Under. Mit zynischem Humor analysiert Jello Biafra die bevorstehende US-Wahl
und bietet einen analytischen Blick auf Skandale und politische Krisen. Sein Beitrag erinnert daran, dass Punk immer auch eine politische Dimension hat und sich durch kritisches Denken und
Widerstand auszeichnet.
Eine nostalgische Hommage an die französische Punk-Szene der 1980er Jahre von HC-Helge rundet das Bild von Punk in Frankreich ab. Helge erinnert an Bands wie CAMERA SILENS und TROTSKIDS, die den
Sound und die Attitüde der damaligen Zeit prägten.
Wie sieht es aus mit den Freiräumen, den selbstverwalteten Zentren in der Republik? Ein weiteres, nachdenkliches Thema ist die Lage der selbstverwalteten Zentren in Deutschland. Joachim
interviewt Vertreter*innen bekannter Locations wie dem SO36 in Berlin und der Alten Hackerei in Karlsruhe. Die Verantwortlichen berichten über Herausforderungen wie verändertes Ausgehverhalten
und Planungsschwierigkeiten durch das Vorverkaufsverhalten des Publikums. Die Gespräche verdeutlichen, dass diese Zentren als Freiräume von großer kultureller Bedeutung sind, jedoch ständig um
ihre Existenz kämpfen müssen.
Ein sehr persönlicher Beitrag stammt von Tex Brasket, der über Enttäuschungen und die Erkenntnis schreibt, dass Werte wie Empathie, Respekt und Verständnis essenziell sind, um die Härten des
Lebens zu bewältigen. Brasket vermittelt dabei die Wichtigkeit, in einer Gesellschaft, die oft auf Wettbewerb und Egoismus fokussiert ist, nicht den Glauben an Menschlichkeit und Sinn zu
verlieren.
Gesamteindruck:
Die aktuelle Ausgabe des OX Magazins ist ein vielschichtiges Heft, das nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zum Hinterfragen eigener Werte und der persönlichen Beziehung zur Punk-Kultur anregt.
Die kritischen Stimmen zur Kommerzialisierung und die vielschichtige Themenauswahl zeigen eindrucksvoll, dass die Punk-Szene trotz aller Widrigkeiten lebendig bleibt – sei es durch persönliche
Geschichten, politische Kommentare oder den Einsatz für den Erhalt kultureller Freiräume.
Ein besonderes Highlight der Ausgabe sind wie immer die V.A.-Empfehlungen, die Leser*innen an Punkbands, Alben und Plattencover erinnern, die in ihrer eigenen Sammlung vielleicht schon längst
verstaubt sind, aber unbedingt wieder aufgelegt werden sollten. Diese Rubrik weckt nicht nur Nostalgie, sondern inspiriert dazu, alte Klassiker neu zu entdecken.
Mit viel Humor widmet sich Kalle Stille in seiner Kolumne „Unartwork“ einem oft vernachlässigten Thema: den eher missglückten oder skurrilen Plattencovern. Dabei zeigt er, dass ein schlechtes
Cover keineswegs immer ein Hinweis auf schlechte Musik sein muss. Seine Betrachtungen über das „Unartwork“ sind erfrischend und unterhaltsam, und sie laden dazu ein, auch über vermeintlich
„hässliche“ Cover zu schmunzeln und dem musikalischen Inhalt eine Chance zu geben.