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Die Expressionisten - Gefangene der freien Wel

Die Expressionisten - Gefangene der freien Wel
Die Expressionisten - Gefangene der freien Wel

Die Expressionisten

Gefangene der freien Welt LP
Rookie Records
Es gibt Bands, die wollen gefallen. Und dann gibt es Die Expressionisten. Ihr Sound ist kein höfliches „Darf ich bitten?“, sondern ein Ellenbogen in die Rippen. Sie nennen es Jangle-Punk – eine Mischung aus glockiger 12-Saiten-Gitarre und ruppiger Punk-Attitüde. Klingt, als hätte sich eine kalifornische Garagenband in eine Berliner Kellerkneipe verirrt und wäre dort geblieben, weil’s im Kapitalismus eh keinen Sonnenuntergang gibt.

Die Texte? Direkt aus der toxischen Suppe unserer Gegenwart abgeschöpft: Autokratie, Narzissmus, Konsumzwang – alles drin. Aber statt moralinsaure Botschaften an die Wand zu pinnen, wird das Unbehagen in poetisch-sarkastische Zeilen gegossen. Hier lamentiert niemand mit Klagemiene, sondern grinst zynisch in den Abgrund.
Und die Musik? Keine überproduzierte, auf Hochglanz polierte Rockware, sondern scharfkantig, roh und mit genau dem richtigen Maß an Melodie, um das Chaos erträglich zu machen. Mal erinnert es an sonnendurchfluteten Jangle-Pop, dann wieder knallt es wie eine Kneipenschlägerei im 4/4-Takt.
Die Expressionisten sind keine Gefangenen der freien Welt – sie haben sich längst aus dem Käfig gesägt und schauen jetzt dabei zu, wie sich der Rest weiter im Kreis dreht. Also mehr Impuls und ABWÄRTS-Spirale. Die Welt brennt, und Diego Castro, Wieland Krämer, Stefan Widdess gießen keinen Löschschaum drüber, sondern Benzin. Ihr Jangle-Punk ist das Geräusch einer Gesellschaft, die mit Vollgas auf die Betonwand zusteuert – ein letzter, nervös zuckender Tanz auf dem Armaturenbrett. Die Bilder sprechen für sich: Zerfall, Zersetzung, die letzte Runde vor dem K.o.
Wer in all dem noch Trost sucht, wird ihn hier nicht finden. Aber vielleicht das passende Hintergrundrauschen für den freien Fall.