
CATAPHILES
Shadow self LP/MC
Sabotage Records
Unsere Schattenarbeit ist von großer Bedeutung, um die eigenen Anteile in uns, welche wir oft nicht sehen oder fühlen wollen, zu integrieren und sie in unser Bewusstsein zubringen, damit wir sie
aktiv wandeln können. Shadow self beschreibt die verborgenen, oft verdrängten Seiten unserer Persönlichkeit, die viele von uns in sich tragen und ebenso viele abspalten und verdrängen, um nicht
mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert zu werden.
Genau aber das machen CATAPHILES und greifen ebenjene Anteile auf, die nicht zu unserem Idealbild passen oder nicht den Erwartungen entsprechen, die andere an uns stellen. Musik hat die Kraft,
diese Schatten sichtbar zu machen und emotionale Resonanz zu erzeugen. Im Sog von Dark Wave und Post Punk taucht das Album in die unbequemen Wahrheiten des Menschseins ein: unsere Überheblichkeit
gegenüber anderen Lebewesen, die Zerstörung der Umwelt, das Profitieren von Ausbeutung und Krieg, unsere Gleichgültigkeit gegenüber dem, was außerhalb unserer eigenen Welt passiert. Diese Themen
durchziehen Songs wie Human, The Industry, The Privileged und My Mirror, die den Hörer nicht nur intellektuell, sondern auch emotional herausfordern. Gleichzeitig ist Musik ein Spiegel innerer
Zustände. Einige Stücke greifen persönliche Gefühle auf – Leere, Unzufriedenheit, Sehnsüchte. Sie machen das Unsagbare hörbar und lassen uns spüren, dass wir mit diesen Emotionen nicht allein
sind (Pleasures, Underground, Nähe).
Doch das Album bleibt nicht in der Dunkelheit stehen. Musik kann nicht nur Missstände aufzeigen, sondern auch ermächtigen. Hoffnung und Aufbruch prägen Stücke wie Reality is..., My Wasted Life
und I Dance Alone, die nach neuen Wegen suchen. Veränderung beginnt mit Vorstellungskraft – und genau diese will die Musik anregen, um Utopien zu denken und zu leben.
Der kontrastreiche, wechselseitige Gesang – mit hellen und dunklen Klangfarben – sowie die fluiden, düsteren Riffs verstärken die Atmosphäre aus Melancholie, Unruhe und Reflexion. Die Musik
spiegelt die Auseinandersetzung mit dem „Schattenselbst“ wider: Sie zieht den Hörer in eine emotionale Spannung zwischen Licht und Dunkel, Sehnsucht und Ernüchterung, Aufbruch und Stillstand. Die
Dynamik zwischen den Stimmen verstärkt diesen inneren Dialog – zwischen dem Verdrängten und dem Erkannten, dem Schmerz und der Möglichkeit zur Veränderung.
Doch wenn der Schmerz nachlässt, wenn sich die Schwere in Bewegung auflöst, entfaltet das Album eine andere Seite: einen pulsierenden Rhythmus, der mitreißt. Dann wird aus der Auseinandersetzung
mit der Dunkelheit ein körperlicher Ausdruck, ein Tanz, der Befreiung bedeutet.