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Heavy Breathing - Total reality I

Heavy Breathing - Total reality I MC
Heavy Breathing - Total reality I MC

Heavy Breathing

Total reality I MC
https://thisisheavybreathing.bandcamp.com
Jöran Krause hat in der Winterzeit zu Hause sechs Songs eingespielt und mit Gitarre, Bass, Synth und sparsamen Drums eine märchenhafte Soundlandschaft kreiert. Getreu dem Songtitel "I shut my eyes and all the world drops dead" offenbart sich hier keine albtraumhafte Sequenz, sondern eine Mischung aus lebensphilosophischer Betrachtung und introvertierter Klangmalerei.

Die Einflüsse des Shoegaze sind unüberhörbar. Reverb-getränkte Gitarrenflächen fluten den Raum und erschaffen eine dichte Atmosphäre, in der sich Melodie und Noise zu einem schwebenden Klangnebel vermengen. Krauses Ansatz bleibt dabei subtil: Statt die große, epische Wand aus Sound zu errichten, setzt er auf feine, schichtweise aufgebaute Texturen, die sich langsam entfalten. Die Synthesizer schweben wie verirrte Lichtstrahlen durch das Dunkel der Kompositionen, während der Bass als fester Ankerpunkt die Songs auf dem Boden hält.
Der Verzicht auf dominante Drums verstärkt die tranceartige Wirkung des Albums. Statt Rhythmus als treibende Kraft einzusetzen, dienen perkussive Elemente mehr als sanfte Akzente, die sich ins Gesamtbild einbetten. Das erinnert an die verträumten, fast geisterhaften Klangwelten von Slowdive oder die minimalistische Herangehensweise von Grouper.
Die melancholische Grundstimmung der Stücke verleiht dem Album eine fast meditative Qualität. Es ist Musik, die sich nicht aufdrängt, sondern Raum lässt, um in ihr zu versinken. Mit jedem Hördurchgang entfalten sich neue Details, kleine Veränderungen in der Klangfarbe, subtile Harmonien, die zuvor verborgen blieben. Das macht Total Reality I zu einem Werk, das weniger durch unmittelbare Hooks als vielmehr durch seine anhaltende Nachwirkung beeindruckt.
Shoegaze lebt von Unschärfe, von der Vermischung einzelner Elemente zu einem vagen, aber fesselnden Gesamtbild. Heavy Breathing nutzt dieses Prinzip meisterhaft: Die Klänge wirken bisweilen diffus, fast entrückt, und erzeugen ein Gefühl der Zeitlosigkeit. Ein Album, das nicht nur gehört, sondern erlebt werden will.